OP bei Geschlechtsdysphorie FzM (trans Mann)

Der operative Weg vom femininen zum maskulinen Körperbild gestaltet sich aufgrund der anatomischen Gegebenheiten komplizierter und sollte daher in mehreren Sitzungen stattfinden. Mit in sich abgestimmten Eingriffen versuchen wir Ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen und können dabei auf jahrzehntelange Erfahrung mit unterschiedlichen Methoden zurückgreifen. Die nachfolgende Zusammenstellung gibt eine orientierende Übersicht über aktuelle Behandlungsabläufe.

Welche Maßnahmen gehören zur OP bei Geschlechtsdysphorie FzM (trans Mann)?

Oftmals steht als erste Modifikation des Körperbilds die maskulinisierende Brustumformung an. Der Eingriff entspricht der Entfernung der Brustdrüse in Kombination mit einer angleichenden Hautstraffung (sog. subkutane Mastektomie). Die Technik muss individuell in Abhängigkeit vom Ausgangsbefund und Wünschen festgelegt werden. Zentrale Bedeutung für die Auswahl der optimalen operativen Technik haben die Größe der Brustdrüse, die Menge an Hautüberschuss, die Hautbeschaffenheit und die Größe der Vorhöfe bzw. Brustwarze. Bei kleiner Brust(-drüse) und retraktionsfreudiger Haut reicht teils ein sehr kleiner operativer Zugang. Bei großem Hautüberschuss und nicht schrumpfungsfähiger Haut muss der Hautüberschuss dagegen primär chirurgisch mit längeren Schnitten entfernt werden. Besteht ein geringer bis mäßiger Hautüberschuss, kann meist eine zirkuläre Straffung um die Mamillen-Areolen-Komplexe vorgenommen werden. Die Straffung erfolgt hier konzentrisch ähnlich einer Tabaksbeutelnaht. Bei größerem Hautüberschuss wird eine quer liegende größere Hautspindel mitsamt der Brustdrüse entfernt. Die resultierende lange quer verlaufende Narbe kommt dann im Bereich des Unterrands des großen Brustmuskels zu liegen (sog. Submammärschnittnarbe). Die neuen Mamillen-Areolen-Komplexe werden bei allen Techniken prinzipiell meist verkleinert. In der Regel ist bei modernen Verfahren der Erhalt der mamilleneigenen Gefühlsnerven möglich.

Bei vielen operativen Techniken ist für ein ansprechendes und narbensparendes Ergebnis eine gute spontane Hautschrumpfung erforderlich. Schrumpft das Hautweichteil postoperativ nicht erwartungsgemäß bzw. ist nach einigen Monaten noch ein störender Weichgewebeüberschuss vorhanden, ist eine Korrekturoperation möglich. Art und Umfang der Korrektur sind individuell unterschiedlich. In der Regel ist eine erneute Kostenübernahmeanfrage bei der Krankenkasse nötig.

Vor oder nach der Mastektomie wird, sofern gewünscht, der Uterus samt Eileitern und Eierstöcken, ggf. auch die Vagina entfernt (Hysterektomie, Adnexektomie, Kolpektomie). Diese Eingriffe können laparoskopisch unterstützt, also minimalinvasiv, durch kleine Schnitte in der Bauchdecke sowie über den transvaginalen Zugang vorgenommen werden. Nach Abtragung der Vaginalschleimhaut (Kolpektomie), wird die Vagina verschlossen. Je nach Wunsch kann die Scheide (Vagina) aber auch belassen und ggf. zu einem späteren Zeitpunkt entfernt werden. Der Aufbau eines Klitorispenoids (Metaidoioplastik, Klitpen, kleines Penoid) kann gleichzeitig mit den oben genannten Eingriffen durchgeführt werden. Nach Streckung der Klitoris, die durch die Hormontherapie an Größe gewinnt (Klitorishypertrophie), wird hierbei die Harnröhre aus den kleinen Schamlippen bis zur Klitorispitze verlängert. Nach Verheilen der OP-Wunden ist meist ein Urinieren durch dieses "kleine Penoid" im Stehen möglich. Auch ohne Verschluss der Vagina (Kolpektomie) kann ein Klitorispenoid (Metaidoioplastik) gebildet werden. Manche Behandlungssuchende geben sich damit zufrieden, viele möchten aber einen „großen“ Penoidaufbau vornehmen lassen.

Penoid – die hohe Kunst der Penoidbildung (Phalloplastik)

Neben dem Klitorispenoid (siehe oben) gibt es die Möglichkeit eines „großen“ Penoidaufbaus. Der Unterarmlappen (sog. Radialislappen) bietet hier die höchste Chance auf ein Penoid, das einem natürlichen Penis bestmöglich gleicht. Die Radialislappenplastik gilt allgemein hinsichtlich funktioneller und ästhetischer Ansprüche als Goldstandard für die Penoidbildung. Die Textur dieses Gewebes erlaubt bei guter Gefäßversorgung und hoher Gewebeplastizität eine opimale Formung unter gleichzeitiger Bildung der neuen Harnröhre.
In einer Sitzung kann also die Harnröhre („tube-in-tube“) zusammen mit dem Penoid an sich gebildet werden. Sowohl die Arterie als auch die Venen dieses Lappens werden mit Blutgefäßen am Unterbauch mikrochirurgisch verbunden. In der Regel lassen sich mindestens zwei Nerven dieses Lappens präparieren, von denen einer mit einem Leistennerv und der andere mit einem Klitorisnerv mikrochirurgisch verbunden wird, um sowohl eine gewisse erogene Sensibilität als auch normale Berührungssensibilität im Penoid zu ermöglichen.
Die Klitoris kann seitlich an der Penoidbasis eingepflanzt werden oder nach Entfernung ihrer randständigen Hautschicht in die Harnröhrenwand integriert werden. Die meisten Patienten wünschen letztere Variante, da hierbei die Klitoris zwar äußerlich optisch verborgen, aber unter der Haut weiterhin manuell stimulierbar ist. Am Unterarm werden die nach Lappenentnahme hier freiliegenden Sehnen und Nerven durch Muskelbäuche und ein dünnes Hauttransplantat abgedeckt. Als Hauttransplantate kommen hier „dicke“ Vollhauttransplantate oder „dünne“ Spalthauttransplantate in Frage. Vollhauttransplantate werden durch Herausschneiden und Nähen der Wundränder von Stellen mit Hautüberschuss entnommen (z.B. vom Unterbauch oder der Leistenregion). Es bleibt eine Narbe wie nach Hautschnitt zurück. Dagegen werden Spalthauttransplantate von der Oberschenkelaußenseite tangential als dünne Schicht abgetragen und die verbleibende Wundfläche wird von Oberhautzellen wieder besiedelt. Meist verbleibt hier langfristig eine etwas hellere eckige Fläche zurück.

Auch wenn der Unterarmlappen als Standard angesehen wird, bieten wir auch andere Lappentechniken an. Gewebe zur Penoidbildung kann auch von anderen Körperstellen entnommen werden (s. unten), dabei ergeben sich allerdings unterschiedliche Nachteile wie z.B. geringere Plastizität (Formbarkeit), unsicherere Gefäßarchitektur oder Nervenversorgung. Das Vorgehen wird in unserer Sprechstunde individuell ermittelt.

Alternative Methoden zur Penoidbildung bei der OP bei Geschlechtsdysphorie FzM (trans Mann)

Als Alternative zum Radialispenoid kann ein sogenannter anterolateraler Oberschenkellappen (ALT-Lappen) zur Penoidbildung verwendet werden. Hiermit können vor allem bei schlanken Patienten auch formschöne Penoide gebildet werden. Allerdings wird bei unserer Vorgehensweise die Harnröhre erst später im abgeheilten Penoid gebildet. Hierfür ist meist eine zweizeitige Operation nötig. Die Vorbildung der Harnröhre (sog. Präformation durch Einziehen eines Hauttransplantats an der Entnahmestelle) führen wir planmäßig nicht durch. Häufig wird beim ALT-Penoid eine Fettgewebeabsaugung (Liposuktion) zur späteren Verschmälerung erforderlich, da sich die Penoide oftmals unnatürlich dick ergeben. Ferner kann meist nur ein Nerv zur Sensibilisierung dieses Lappens verwendet werden. Penoidbildungen aus gestielten oder frei transplantierten Lappen aus z.B. Leiste/Unterbauch oder Schulterregion führen wir nur in speziellen Ausnahmefällen durch. Prinzipiell bieten wir ein großes Spektrum verschiedener Lappenplastiken an. Eine individuelle Empfehlung geben wir in Abhängigkeit von jeweiligen Bedingungen, Ansprüchen und Zielvorstellungen.

Können nach einer OP bei Geschlechtsdysphorie FzM (trans Mann) in München-Planegg Korrekturoperationen notwendig werden?

Drei bis sechs Monate nach Penoidbildung erfolgen sog. Korrekturoperationen: Sulcus-coronarius-Plastik (Glansplastik), Skrotumkonstruktion mit V-Y-Plastik, ggf. Behebung einer Harnröhren-Haut-Fistel oder Harnröhrenstriktur.

Die Implantation einer hydraulischen Penisprothese unterschiedlicher Hersteller kann meist ein Jahr nach Penoidbildung zur Versteifung des Penoids erfolgen. Meist empfehlen wir die dreiteilige Prothese, selten auch 2-teilige. Selten kann auch eine semiflexible Penisprothese sinnvoll sein. Des Weiteren werden Hodenprothesen eingesetzt.

Wir besprechen mit Ihnen, welche für Sie geeignet ist. Ziel ist, dass eine Erektion "auf Knopfdruck" möglich wird. Die Prothese muss nach dem Eingriff sechs Wochen in Ruhe einheilen. Die erste Aktivierung mit Kontrolle und Anleitung nehmen wir gerne in unserer Sprechstunde vor.

Technischer Fortschritt und Teilnahme an Studien:

Die einzelnen operativen Schritte haben wir über Jahrzehnte immer weiter verbessert und fein aufeinander abgestimmt. Landes- und weltweit gibt es aber teils verwirrend viele Techniken und Meinungen. Um die Techniken hinsichtlich Ergebnis und Aufwand überhaupt miteinander vergleichen zu können, sind strukturierte klinische Studien nötig.Durch unsere sehr große Patientenzahl sind wir in der Lage die Auswirkung auch kleiner technischer Modifikationen statistisch erfolgreich zu überprüfen. Unsere modernen Konzepte sind daher international wegweisend.
Im Zentrum steht natürlich das funktionelle und ästhetische Ergebnis und die Zufriedenheit der Behandelten. Und damit sind wir auf die Rückkopplung der Behandelten angewiesen. Die Teilnahme an Studien ist stets freiwillig, hat keinerlei Auswirkung auf die Behandlung und kann jederzeit widerrufen werden. Erst das Einverständnis zur Studienteilnahme ermöglicht uns aber die anonyme statistische Auswertung der Behandlungsdaten und Fragebögen. Gerne informiert Sie hierzu unser Studienteam.

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